Die neue Landkarte des Pentagon
Mit einer Liste k¸nftiger Konfliktherde
Und Interventionspunkte
Von Thomas P. M. Barnett
Monate vor der ñ in diesem Fr¸hjahr gleichzeitig amerikanisch und deutsch erschienenen ñ Buchausgabe stellten die ÑBl‰tter" Robert Kagans viel zitierten Essay ÑPower and Weakness" in eigener ‹bersetzung vor, um das deutsche Publikum im O-ton mit dem vertraut zu machen, was nach Auffassung des amerikanischen Neokonservatismus die Vereinigten Staaten und Europa auseinander treibt. (10/2002) Eine breite Debatte folgte. Und Monate vor Kreigsbeginn war in den Dezember-ÑBl‰ttern" der Schl¸sseltext von Ronald D. Asmus und Kenneth M. Pollack ¸ber die ÑTranformation des Mittleren Ostens" zu lesen. Nach der Besetzung des Irak fragt sich die Welt: ÑWho next? Where next?" Thomas P.M. Barnett, Professor am U.S. Naval War College und seit September 2001 Berater von Verteidigungsminister Rumsfeld, nimmt bei der Beantwortung dieser Fragen kein Blatt vor den Mund. In ÑEsquire" stellte er im M‰rz ÑThe Petnagon's New Map" vor. Mit der freundlichen Genehmigung des Verfassers bringen wir seine Landkarte k¸nftiger Kriege nebst persˆnlicher Liste potentieller Interventionspunkte der deutschen ÷ffentlichkeit zur Kenntnis. ñD. Red.
Als die Vereinigten Staaten am Persischen Golf abermals in den Krieg zogen, ging es nicht darum, eine alte Rechnung zu begleichen, oder einfach um die zwangsweise Beseitigung illegaler Waffen und eine Abwechslung im Kampf gegen den Terror. Dieser Krieg markiert einen historischen Wendepunkt ñ den Moment, in dem Washington von der strategischen Sicherheit im Zeitalter der Globalisierung tats‰chlich Besitz ergreift.
Aus diesem Grund ist die ˆffentliche Debatte ¸ber diesen Krieg so wichtig. Sie zwingt die Amerikaner, sich auf das neue Sicherheits-Paradigma einzustellen, das, wie ich finde, dieses Zeitalter charakterisiert: Disconnectedness defines danger- nicht eingebunden zu sein, bedeutet Gefahr. Saddam Husseins Unrechtsregime war auf gef‰hrliche Weise
(selbst-)isoliert von der im Prozess der Globalisierung befindlichen Welt, von ihrem Regel-Kanon, ihren Normen und all jenen Bindungen, die L‰nder in wechselseitiger Abh‰ngigkeit miteinander verkn¸pfen.
Das Problem der meisten Globalisierungsdebatten besteht darin, dass zu viele Experten diesen Prozess in ein bin‰res Raster zw‰ngen: Entweder ist die Globalisierung groflartig und reiflt den Planeten mit, oder sie ist Schrecken erregend und schadet den Menschen allenthalben. Keine der beiden Auffassungen trifft die Sache wirklich. Die Globalisierung als historischer Vorgang ist ganz einfach zu grofl und zu komplex f¸r solche Pauschalurteile. Diese neue Welt muss vielmehr danach bestimmt werden, wo die Globalisierung tats‰chlich Wurzeln geschlagen hat und wo nicht.
Zeigen Sie mir, wo die Globalisierung reich ist an Netzwerk-Verbindungen, finanziellen Transaktionen, wo es liberale Medien gibt und kollektive Sicherheit herrscht, und ich werde Ihnen Regionen mit stabilen Regierungen und steigendem Lebensstandard zeigen, wo die Zahl der Suizod-Toten diejenige der Mordopfer ¸bersteigt. Diese Teile der Welt nenne ich den Funktionierenden Kern (Functioning Core), kurz Kern. Zeigen Sie mir dagegen, wo die Globalisierung sp‰rlich ausf‰llt oder vollst‰ndig fehlt, zeige ich Ihnen Regionen, die unter repressiven Regimen leiden, mit verbreiteter Armut und Krankheit, routinem‰fligem Massenmord und ñ am allerwichtigsten ñ mit chronischen Konflikten, in denen die kommende Generation globaler Terroristen herangezogen wird. Diese Teile der Welt bezeichne ich als Nichtintegrierte L¸cke [Non-Intergrating Gap], kurz L¸cke.
Das ÑOzonlochì der Globalisierung mag vor dem 11. September 2001 aufler Sichtweite gewesen und nicht beachtet worden sein, aber seither l‰sst es sich schwerlich ¸bersehen. Die Reichweite der Globalisierung zu messen, ist keine Schulaufgabe f¸r achtzehnj‰hrige Marineinfanteristen. Wo also soll die n‰chste Runde von Ausw‰rtsspielen des US-Milit‰rs stattfinden? Das Muster, das sich nach dem Ende des Kalten Krieges herausgesch‰lt hat, legt eine einfache Antwort nahe: in der L¸cke.
Ich unterst¸tze den Krieg im Irak nicht einfach deshalb, weil Saddam ein stalinistischer Mˆrder ist, bereit, jeden zu tˆten, um an der Macht zu bleiben, oder weil sein Regime ¸ber die Jahre eindeutig terroristische Netzwerke gefˆrdert hat. Der wahre Grund besteht darin, dass das aus diesem Krieg erwachsende langfristige milit‰rische Engagement Amerika letztlich dazu zwingen wird, sich mit der L¸cke insgesamt als einem strategisch bedrohlichen Umfeld auseinanderzusetzen.
Den meisten L‰nder f‰llt es durchaus nicht leicht, sich an den im Werden begriffenen globalen Regelsatz der Demokratie, der Transparenz und des freien Handels anzupassen, was die meisten Amerikaner nur schwer verstehen kˆnnen. Wir neigen dazu zu vergessen, wie schwer es war, die Vereinigten Staaten all die Jahre zusammenzuhalten und dabei unsere eigenen konkurrierenden Regelwerke immer wieder miteinander in Einklang zu bringen ñ w‰hrend eines B¸rgerkrieges, einer Weltwirtschaftskrise und der langen, bis heute fortdauernden K‰mpfe um Gleichberechtigung der Rassen und Geschlechter. Was die meisten Staaten betrifft, geht unsere Erwartung, dass sie rasch die sehr amerikanisch anmutenden Regeln der Globalisierung ¸bernehmen kˆnnten, an der Realit‰t vorbei.
Aber Vorsicht mit solch darwinistischem Pessimismus! Wenn man sich n‰mlich f¸r die Globalisierung als eine Art Zwangsamerikanisierung entschuldigt, ist es nur ein kleiner Schritt dahin, aufgrund rassischer oder kultureller Kriterien zu unterstellen, dass Ñdiese Leute niemals so wie wirì sein werden. Vor gerade mal zehn Jahren wollten die meisten Fachleute das bedauernswerte Russland abschreiben, als seien Slawen sozusagen aus genetischen Gr¸nden unf‰hig zu Demokratie und Kapitalismus. ƒhnliche Argumente schwangen bei den China-Bashings der 90er Jahre mit, und heute finden wir sie in den Debatten, ob es machbar sei, einem Irak nach Saddam die Demokratie zu verordnen ñ eine Art ÑMuslime sind vom Marsì-Argument.
Wie also kˆnnen wir unterscheiden zwischen denen, die es im Globalisierungs-Kern wirklich schaffen und denen, die in der L¸ck gefangen bleiben? Und wie dauerhaft ist diese Trennlinie?
Vor dem Hintergrund, dass sich die Grenze zwischen Kern und L¸cke permanent verschiebt, mˆchte ich darauf hinweisen, dass die Richtung der Ver‰nderung kritischer ist als deren Grad. Sicher, Peking wird nach wie vor von einer ÑKommunistischen Parteiì regiert, deren ideologische Formel aus 30 Prozent Marxismus-Leninismus und 70 Prozent Mafia besteht, aber China ist der Welthandelsorganisation WTO beigetreten. Und das wiegt auf lange Sicht viel schwerer, wenn es um die dauerhafte Sicherung des Kern-Status geht. Warum? Weil es China zwingt, seine internen Regeln denen der Globalisierung anzugleichen ñ Bankwesen, Zˆlle, Urheberrecht, Umwelt-Standards. Nat¸rlich ist eine solche Angleichung an die sich entwickelnden Globalisierungsregeln keine Erfolgsgarantie. Wie Argentinien und Brasilien k¸rzlich erfahren mussten, bedeutet Regelkonformit‰t (im Fall Argentinien allerdings eingeschr‰nkt) keineswegs, gegen Panik, Schwindelgesch‰fte oder Rezession gefeit zu sein. Es heiflt nicht, dass dir nichts mehr passieren kann. Ebensowenig verwandeln sich all die Armen von jetzt auf gleich in eine stabile Mittelschicht. Sich auf die Globalisierung einzulassen f¸hrt allerdings im Laufe der Zeit zu einer Steigerung des Lebensstandards.
Unterm Strich ist es also immer mˆglich, vom ñ Globalisierung genannten ñ Wagen zu fallen. Passiert das, folgt ein Blutvergieflen. Und, sofern man Gl¸ck hat: amerikanische Truppen.
ÑKernì und ÑL¸ckeì
Welche Teile der Welt funktionieren derzeit? Nordamerika, viele L‰nder S¸damerikas, die Europ‰ische Union, Putins Russland, Japan und die prosperierenden ÷konomien Asiens (in erster Linie China und Indien), Australien, Neuseeland und S¸dafrika, zusammen knapp vier Milliarden der sechs Milliarden umfassenden Weltbevˆlkerung.
Wer bleibt dabei in der L¸cke h‰ngen? Ich kˆnnte es mir einfach machen und Ñalle anderenì sagen, aber ich will etwas tiefer gehen und begr¸nden, warum ich meine, dass die L¸cke langfristig mehr bedroht als nur unsere Brieftasche oder unser Gewissen.
Wenn wir die milit‰rischen Reaktionen der Vereinigten Staaten seit dem Ende des Kalten Krieges auf einer Karte einzeichnen, dann konzentrieren sie sich ganz ¸berwiegend auf Weltgegenden, die nicht zum wachsenden Globalisierungs-Kern z‰hlen ñ n‰mlich die karibischen Inseln, fast ganz Afrika, den Balkan, den Kaukasus, Zentralasien, den Nahen Osten und grofle Teile S¸dwestasiens. Das sind praktisch die verbleibenden zwei Milliarden. Die meisten weisen eine demographische Schieflage mit einer ganz ¸berwiegend jungen Bevˆlkerung auf und werden unter den Weltbank-Kategorien f¸r Niedrigeinkommen (weniger als 3 000 US-Dollar j‰hrlich) gef¸hrt.
Ziehen wir eine Linie um die Mehrzahl dieser milit‰rischen Einsatzorte, haben wir im Grunde genommen die Nichtintegrierte L¸cke kartographiert. Bei diesem simplen Verfahren finden sich manche in der falschen Umgebung wieder: das in der L¸cke isolierte Israel, das im Kern dahintreibende Nordkorea oder die Philippinen, die zwischen beiden Seiten schwanken. In Anbetracht der Daten l‰sst sich allerdings kaum die grundlegende Logik des Bildes leugnen: Verliert ein Land gegen die Globalisierung oder weist es viele der Globalisierungsfortschritte zur¸ck, besteht eine ungleich grˆflere Chance, dass die Vereinigten Staaten irgendwann Truppen dorthin entsenden werden. Umgekehrt gilt: Funktioniert ein Land halbwegs im Rahmen der Globalisierung, dann sehen wir in der Regel keine Veranlassung, unsere Truppen zu schicken, um f¸r Ordnung zu sorgen oder eine Bedrohung zu beseitigen.
Jedweden Ort, der im letzten Jahrzehnt nicht Ziel einer amerikanischen Milit‰rintervention war, als Ñfunktionierend innerhalb der Globalisierungì zu definieren (und umgekehrt), mag manchen tautologisch anmuten. Aber man sollte etwas weiter denken: Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist dieses Land noch stets davon ausgegangen, dass die wahren Bedrohungen seiner Sicherheit von L‰ndern mit ann‰hernd gleicher Grˆfle, ‰hnlichen Entwicklungsstand und ungef‰hr gleichem Wohlstand ausgehen, mit anderen Worten: von Groflm‰chten wie wir selbst. W‰hrend des Kalten Krieges war die Sowjetunion die andere Groflmacht. Als die grofle rote Maschine in den fr¸hen 90er Jahren ihren Geist aufgab, flirteten wir mit Bedenken ¸ber ein vereinigtes Europa oder ein b‰renstarkes Japan, und in j¸ngster Zeit treibt uns zuweilen die Unruhe ¸ber ein aufstrebendes China um.
Interessant an diesen Szenarien ist die Annahme, dass nur ein fortgeschrittener Staat uns wirklich gef‰hrlich werden kˆnnte. Und der Rest der Welt? Jene nicht so weit entwickelten Gegenden firmierten in den milit‰rischen Planungen lange Zeit als die ÑWeniger Betroffenenì, was bedeutete, dass unsere auf die Bedrohung durch eine Groflmacht ausgelegte milit‰rische Kapazit‰t auch f¸r beliebige kleinere Konflikte ausreichen w¸rde, mit denen wir uns in der eher r¸ckst‰ndigen Welt gegebenenfalls zu befassen h‰tten.
Der 11. September liefl diese Annahme platzen. Schliefllich wurden wir nicht von einer Nation oder einer Armee angegriffen, sondern ñ in den Worten von Thomas Friedman ñ von einer Gruppe extrem motivierter Einzelk‰mpfer, die entschlossen waren, f¸r ihre Sache zu sterben. Der 11. September lˆste eine Systemstˆrung aus, die unsere Regierung (das neue Department of Homeland Security), unsere Wirtschaft (die de facto-Sicherheitssteuer, die wir alle bezahlen) und sogar unsere Gesellschaft (Wink in die Kamera! ) anhaltend ver‰ndert. Zudem begann der globale Krieg gegen den Terrorismus, das Prisma, durch das die Administration inzwischen jede bilaterale Sicherheitsbeziehung betrachtet, die wir rund um die Welt unterhalten.
Die Angriffe des 11. September taten dem amerikanischen Sicherheitsestablishment einen groflen Gefallen, indem sie uns von den abstrakten Planungen zuk¸nftiger High-Tech-Kriege gegen ebenb¸rtige M‰chte (neer peers) abzogen und uns auf die hier und jetzt bestehenden Gef‰hrdungen der Weltordnung verwiesen. Dabei gerieten die Trennlinien zwischen Kern und L¸cke ins Scheinwerferlicht, und, noch wichtiger, der Umdenkungsprozess liefl die Beschaffenheit des Bedrohungsumfeldes deutlich hervortreten. Bin Laden und Al Qaida sind eindeutig Produkte der L¸cke ñ deren gewalttr‰chtigste Antwort an den Kern. Sie f¸hren uns vor Augen, wie es um unsere Versuche bestellt ist, Sicherheit in diese rechtsfreien Gebiete zu exportieren (nicht sehr gut), und welche Staaten sie von der Globalisierung abkoppeln wollen (jeden L¸cken-Staat mit einem betr‰chtlichen muslimischen Bevˆlkerungsanteil, insbesondere Saudi-Arabien), um zu einer Definition guten Lebens zur¸ckzukehren, die eher dem 7. Jahrhundert entstammt.
Nimmt man dies als Botschaft Osamas und kombiniert sie mit der Liste unserer milit‰rischen Interventionen in den letzten zehn Jahren, ergibt sich daraus ein einfacher Regelsatz in Sachen Sicherheit: Je weniger ein Land an der Globalisierung teilhat, desto eher wird es eine milit‰rische Intervention der Vereinigten Staaten heraufbeschwˆren. Daher hatte Al Qaida seine Basis zuerst im Sudan und anschlieflend in Afghanistan, zwei der abgekoppeltsten L‰nder der Welt. Gleiches gilt f¸r jene Orte, die US-Sondereinsatzkr‰fte zuletzt ins Visier genommen haben: Nordwest-Pakistan, Somalia, Jemen ñ das Ende der Welt, was die Globalisierung betrifft.
Ebenso wichtig wie Ñsie dort zu kriegen, wo sie lebenì ist es, der F‰higkeit dieser terroristischen Netzwerke zu begegnen, sich Zugang zum Kern ¸ber die ÑSaumstaatenì zu verschaffen, die entlang der blutigen Grenzen der L¸cke liegen. Welche Staaten sind das? Mexiko, Brasilien, S¸dafrika, Marokko, Algerien, Griechenland, die T¸rkei, Pakistan, Thailand, Malaysia, die Philippinen und Indonesien kommen einem sofort in den Sinn. Aber die USA sind nicht das einzige Kern-Land, das sich mit diesem Problem auseinandersetzt. Russland hat im Kaukasus seinen eigenen Krieg gegen den Terrorismus, China widmete sich zuletzt energischer seiner westlichen Grenzregion, und Australien wurde j¸ngst durch den Bombenanschlag auf Bali aufgeschreckt (oder doch eher eingesch¸chtert?).
Wenn wir eine Minute innehalten und uns vergegenw‰rtigen, was diese neue Weltkarte bedeutet, dann sollte die nationale Sicherheitsstrategie der Vereinigten Staaten folgendermaflen aussehen: 1. St‰rkung des Kern-Immunsystems als Antwort auf grundlegende Stˆrungen analog zum 11. September; 2. Bef‰higung der Saumstaaten, eine Brandmauer gegen die schlimmsten Exportartikel der L¸ck wie Terror, Drogen und Seuchen zu errichten, und, am allerwichtigsten, 3. Verkleinerung der L¸cke. Ich pl‰diere wohlgemerkt nicht blofl daf¸r, die L¸cke im Auge zu behalten. Die reflexartige Reaktion vieler Amerikaner auf den 11. September besteht darin zu sagen: ÑSchluss mit der Abh‰ngigkeit von fremdem ÷l, dann brauchen wir uns mit diesen Leuten nicht mehr abzugeben.ì Die diesem Traum zugrundeliegende reichlich naive Annahme besteht darin, dass eine weitere Reduzierung der ohnehin sp‰rlichen Bezugspunkte zwischen L¸cke und Kern das ganze f¸r uns auf Dauer weniger gef‰hrlich machen w¸rde. Den Nahen und Mittleren Osten in ein Zentralafrika zu verwandeln, schafft keine bessere Welt f¸r meine Kinder. Wir kˆnnen diese Leute nicht einfach wegw¸nschen.
Der Nahe und Mittlere Osten ist der perfekte Ort um loszulegen. In einer Region, in der die Quellen der Unsicherheit nicht zwischen Staaten liegen, sondern innerhalb derselben, kann Diplomatie nicht funktionieren. Das Schlimmste dort ist der vollst‰ndige Mangel an persˆnlicher Freiheit, der den grˆflten Teil der Bevˆlkerung und insbesondere die Jugend zu einem ausweglosen Leben verdammt. Einige Staaten wie Qatar oder Jordanien sind reif f¸r Perestroika-artige Spr¸nge in eine bessere politische Zukunft, dank junger politischer F¸hrer, die die Unabwendbarkeit solcher Ver‰nderungen sehen. Auch Iran wartet darauf, dass ein Gorbatschow vorbeikommt ñ wenn er nicht schon da ist. Was steht dem Wandel im Wege? Angst. Angst vor einer Auflˆsung der Tradition. Angst vor dem Missfallen der Mullahs. Angst davor, f¸r einen Ñschlechtenì oder gar Ñverr‰terischenì Muslim-Staat gehalten zu werden. Angst, das Ziel radikaler Gruppen und terroristischer Netzwerke zu werden. In allererster Linie aber die Angst, von allen Seiten attackiert zu werden, weil man anders ist ñ die Angst, in Israels Situation zu geraten.
Der Nahe und Mittlere Osten waren lange Zeit ein Eldorado f¸r Tyrannen, von denen sich ein jeder erpicht zeigte, den jeweils Schw‰cheren aufs Korn zu nehmen. Israel besteht nach wie vor, weil es ñ leider Gottes ñ zu einem der h‰rtesten Akteure der Gegend geworden ist. Das einzige, was dieses unwirtliche Umfeld ver‰ndern und die Schleusentore f¸r einen Wandel ˆffnen kˆnnte, ist, dass eine ausw‰rtige Macht hereinkommt und den Vollzeit-Leviathan spielt. Die Absetzung von Saddam, dem Chef-Tyrannen der Region, wird die Vereinigten Staaten zwingen, diese Rolle weitaus intensiver auszuf¸llen als in den letzten paar Jahrzehnten, in erster Linie weil der Irak das Jugoslawien des Mittleren Osten ist ñ wo die Zivilisationen sich ¸berschneiden, was historisch betrachtet eine Diktatur erforderte, um Frieden zu halten. Wie das beim Babysitten nun mal so ist - dieser Job hat es ganz besonders in sich und d¸rfte unsere langwierigen Bem¸hungen in Nachkriegs-Deutschland und -]apan im Nachhinein ziemlich simpel erscheinen lassen.
Aber es ist das richtige Vorgehen und der richtige Zeitpunkt, und wir sind das einzige Land, das dazu im Stande ist. Ohne Sicherheit kann die Freiheit im Nahen und Mittleren Osten nicht gedeihen, und Sicherheit ist der wirkungsvollste ˆffentliche Exportartikel unseres Landes. Ich meine nicht Waffenexporte, sondern grunds‰tzlich die Aufmerksamkeit, die unsere Streitkr‰fte dem Potential einer jeder Region f¸r Massengewalt widmen. Wir sind als einzige Nation der Erde in der Lage, nachhaltig Sicherheit zu exportieren, und wir haben diesbez¸glich eine groflartige Erfolgsgeschichte.
Zeigen Sie mir einen Teil der Welt, wo der Frieden sicher ist, und ich zeige Ihnen enge oder sich vertiefende Bindungen zwischen den dortigen Streitkr‰ften und dem US-Milit‰r. Zeigen Sie mir Regionen, in denen ein grofler Krieg undenkbar ist, und ich zeige Ihnen permanente US-Milit‰rbasen und langfristige Sicherheitsb¸ndnisse. Zeigen Sie mir die umfangreichsten Investitionskonzentrationen der Weltwirtschaft, und ich zeige Ihnen zwei Regionen, Europa und Japan, die unsere Besatzungspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufbaute.
Dieses Land hat ¸ber ein halbes Jahrhundert erfolgreich Sicherheit in den Alten Kern der Globalisierung (Westeuropa, Nordostasien) exportiert und, nach unserem Patzer in Vietnam, ein gutes Vierteljahrhundert in den sich herausbildenden Neuen Kern (das sich entwickelnde Asien). Aber entsprechende Anstrengungen unsererseits waren im Mittleren Osten inkonsequent, und in Afrika fanden sie praktisch nicht statt. Solange wir nicht mit der systematischen, auf Dauer angelegten Ausfuhr von Sicherheit in die L¸cke beginnen, solange wird die L¸cke in Form von Terrorismus und anderen Ersch¸tterungen zunehmend in den Kern exportieren, was sie qu‰lt.
Nat¸rlich bedarf es einiges mehr als den Sicherheitsexport der Vereinigten Staaten, um die L¸cke zu verkleinern. Afrika beispielsweise braucht entschieden mehr Hilfe, als der Kern in der Vergangenheit geleistet hat, und die Integration der L¸cke h‰ngt letztlich st‰rker von privaten Investitionen ab als von dem, was der ˆffentliche Sektor des Kerns geben kann. Aber am Anfang muss Sicherheit stehen, weil freie M‰rkte und Demokratie bei Dauerkonflikten nicht florieren.
Eine solche Anstrengung zu unternehmen bedeutet, unser Milit‰restablishment so umzuformen, dass es der Herausforderung, der wir gegen¸ber stehen, spiegelbildlich entspricht. Dar¸ber sollte man nachdenken. Ein Weltkrieg ist nicht in Sicht, vor allem weil unser riesiges Nukleararsenal einen solchen Krieg undenkbar macht ñ f¸r jeden. Klassische Kriege zwischen Staaten sind inzwischen selten geworden. Wenn also die Vereinigten Staaten dabei sind, ihre Streitkr‰fte zu Ñtransformierenì, um den Bedrohungen von morgen zu begegnen, wie sollte das Ergebnis aussehen? Meines Erachtens m¸ssen wir Feuer mit Feuer bek‰mpfen. Und wenn wir in einer Welt leben, in der es immer mehr extrem motivierte Einzelk‰mpfer gibt, schicken wir ein Milit‰r aus extrem motivierten Einzelk‰mpfern ins Feld.
Das kˆnnte nach zus‰tzlicher Verantwortung f¸r die ohnehin schon ¸berlasteten Streitkr‰fte klingen, aber das ist die falsche Betrachtungsweise, weil es sich hier um Probleme des Erfolgs handelt ñ nicht des Versagens. Der fortgesetzte Erfolg Amerikas bei der Abschreckung eines globalen Krieges und bei der ‹berwindung zwischenstaatlicher Kriege erlaubt es uns, uns mit den viel schwierigeren subnationalen Konflikten und den gef‰hrlichen transnationalen Akteuren zu befassen, die wie Pilze aus dem Boden schieflen. Ich weifl, dass die meisten Amerikaner das nicht hˆren wollen, aber genau dort liegen die wirklichen Schlachtfelder des Krieges gegen den Terrorismus. W¸rden gesch¸tzte Wohnbezirke und Mietpolizisten ausreichen, w‰re der 11. September niemals passiert.
Die Geschichte ist voll von Wendepunkten wie jenem schrecklichen Tag, aber sie bietet keine R¸ck-Wendepunkte. Wir ignorieren die Existenz der L¸cke auf eigenes Risiko, weil sie nicht verschwinden wird, bis wir als Nation die Herausforderung annehmen, die Globalisierung wirklich global zu machen.
Where next?óDie Liste mˆglicher Interventionen*:
1. Haiti. Versuche der Nationenbildung in den 1990er Jahren verliefen entt‰uschend. Seit ungef‰hr einem Jahrhundert gehen wir immer wieder nach Haiti, und wir werden erneut reingehen, wenn bei der n‰chsten Krise einmal mehr boat people ins Land kommen.
2. Kolumbien. Das Land ist in mehrere St¸cke zerbrochen; einerseits die gesetzlosen Teile, mit Privatarmeen, Rebellen, Rauschgiftmafia, auf der anderen Seite die Regierung, die allesamt das Gebiet in die Mache nehmen. Nach wie vor flieflen Drogen. Verbindungen zwischen Drogenkartellen und Rebellen entwickelten sich im Laufe der Jahre, und heute wissen wir auch von Verbindungen zum internationalen Terrorismus. Wir sind involviert, versprechen mehr und kommen nicht weiter. St¸ckweises Vorgehen funktioniert absolut nicht.
3. Brasilien und Argentinien. Beide auf der Kippe zwischen L¸cke und Funktionierendem Kern. Beide lieflen sich in den 90er Jahren voll und ganz auf das Globalisierungs-Spiel ein, und beide f¸hlen sich jetzt get‰uscht. Die Gefahr ist grofl, vom Wagen zu fallen und einen selbstzerstˆrerischen Weg nach links- oder rechtsauflen einzuschlagen. Von einer milit‰rischen Bedrohung kann keine Rede sein, aufler gegen ihre eigenen Demokratien (die R¸ckkehr der Gener‰le). Die s¸damerikanische Allianz MERCOSUR versucht, sich ihre eigene Wirklichkeit zu schnitzen, w‰hrend Washington sich f¸r den freien Handel ins Zeug legt, sich aber bisher nur auf Vereinbarungen mit Chile verst‰ndigen konnte und darauf, das Land in eine erweiterte NAFTA zu holen. Werden Brasilien und Argentinien selbst daf¸r sorgen, dass sie auflen vor bleiben, und das dann ¸belnehmen? Amazonas-Region ein riesiges, unregierbares Gebiet in Brasilien, wo zudem die Umweltzerstˆrung immer grˆflere Ausmafle annimmt. Wird sich die Welt ausreichend Sorgen machen um einzugreifen?
4. Fr¸heres Jugoslawien. W‰hrend der meisten Zeit des letzten Jahrzehnts stand es als K¸rzel f¸r die Unf‰higkeit Europas, geschlossen zu handeln, nicht einmal in seinem eigenen Hinterhof. Wird ein langer Babysitterjob f¸r den Westen werden.
5. Kongo und Ruanda/Burundi. Zwischen zwei und drei Millionen Opfer all jener K‰mpfe in Zentralafrika w‰hrend des letzten Jahrzehnts. Um wieviel schrecklicher muss es noch werden, bevor wir versuchen, zumindest irgendetwas zu tun? Weitere drei Millionen Tote? Kongo ist ein Aas-Staat ñ weder ganz tot noch wirklich am Leben, aber jeder bedient sich an ihm. Obendrein gibt es AIDS.
6. Angola. Hat niemals wirklich seinen fortw‰hrenden B¸rgerkrieg (1,5 Millionen Tote in den letzten 25 Jahren) gelˆst. Im Grunde im Konflikt mit sich selbst seit Mitte der 70er, als das portugiesische ÑReichì zerfiel. Lebenserwartung schon jetzt unter 40!
7. S¸dafrika. Das einzig funktionierende Kern-Land in Afrika, aber es steht auf der Kippe. Viele Bef¸rchtungen, dass S¸dafrika Einfallstor f¸r Terrornetzwerke ist, die versuchen, sich durch die Hintert¸r Zugang zum Kern zu verschaffen. Endemische Verbrechensrate als grˆflte Bedrohung der Sicherheit. Obendrein gibt es AIDS.
8. Israel-Pal‰stina. Terror wird nicht abflauen ñ es gibt keine kommende Generation im Westjordanland, die etwas anderes wollte als noch mehr Gewalt. Jetzt hochgezogene Mauer wird die Berliner Mauer des 21. Jahrhunderts sein. Mˆglicherweise werden ausw‰rtige M‰chte beschlieflen, f¸r Sicherheit zu sorgen, indem sie beide Seiten auseinanderhalten (diese Scheidung w¸rde sehr schmerzlich werden). Immer besteht Gefahr, dass jemand (ein verzweifelter Saddam?) es darauf anlegt, Israel mit Massenvernichtungswaffen in die Luft zu jagen und damit den Gegenschlag auszulˆsen, zu dem wir alle Isael f¸r f‰hig halten.
9. Saudi-Arabien. Die ÑSollen-sie-doch-Kuchen-essenì-Mentalit‰t der kˆniglichen Mafia kˆnnte innere Instabilit‰t nach sich ziehen, die gewaltsam zum Ausbruch kommt. Schutzgelder an Terroristen zu zahlen, um sie sich vom Leib zu halten, kˆnnte desgleichen scheitern, so dass auch Gefahr von auflen droht. Eine riesige junge Bevˆlkerung mit wenig Zukunftsaussichten und eine herrschende Elite, deren Haupteinnahmequelle ein Langzeit-Gut von abnehmendem Wert ist. Und doch wird die Bedeutung des ÷ls f¸r die Welt bis weit in die Zukunft hinein so grofl sein, dass die Vereinigten Staaten diesen Ort niemals wirklich sausen lassen werden, koste es was es wolle.
10. Irak. Eine Frage des Wann und Wie, nicht des Ob. Danach gibt es einen gigantischen Reha-Job. Werden ein Sicherheits-Regime f¸r die ganze Region aufbauen m¸ssen.
11. Somalia. Chronisches Fehlen einer Regierung. Chronische Unterern‰hrung. Chronisches Problem des Einsickerns terroristischer Netzwerke. Wir gingen mit Marines und Spezialkr‰ften hinein und desillusioniert wieder heraus ñ in den 90er Jahren das Vietnam des kleinen Mannes. Der Druck wird enorm sein, niemals dorthin zur¸ckzugehen.
12. Iran. Konterrevolution hat begonnen. Diesmal wollen die Studenten die Mullahs rauswerfen. Iran mˆchte mit den Vereinigten Staaten Freundschaft schlieflen, aber Wiederaufstieg der Fundamentalisten kˆnnte der Preis sein, den wir f¸r Irakinvasion zahlen. Die Mullahs unterst¸tzen den Terror, und sie wollen Massenvernichtungswaffen. Macht sie das zu einem unausweichlichen Ziel, wenn F‰lle Irak und Nordkorea gelˆst sind?
13. Afghanistan. Gesetzloser, gewaltt‰tiger Ort schon bevor die Taliban die B¸hne betraten und begannen, das Land ins 7. Jahrhundert zur¸ckzubefˆrdern (eine kurze Reise). Regierung an Al Qaida verschleudert. Riesige Drogenquelle (Heroin). Inzwischen sitzen die Vereinigten Staaten dort f¸r l‰ngere Zeit fest, um fanatische Terroristen/Rebellen auszumerzen, die sich zum Bleiben entschlossen haben.
14. Pakistan. Es besteht immer die Gefahr, dass sie die Bombe, die sie besitzen, im Konflikt mit Indien aus Schw‰che einsetzen (knapp davor am 13. Dezember 2001 nach der Attacke von Neu Dehli [dem Versuch der Erst¸rmung des indischen Parlaments]). Aus Sorge, Pakistan kˆnnte in die H‰nde radikaler Muslims fallen, entschlossen wir uns, Hardliner-Milit‰rs zu st¸tzen, denen wir nicht wirklich trauen. Eindeutig Al Qaida-infiziert. War auf dem besten Weg, von den Vereinigten Staaten zum Schurkenstaat erkl‰rt zu werden, bis der 11. September uns zu neuerlicher Kooperation zwang. Pakistan scheint nicht viel von seinem eigenen Territorium zu kontrollieren.
15. Nordkorea. Dabei, sich Massenvernichtungswaffen zu beschaffen. Bizarres Verhalten Pjˆngjangs in j¸ngster Zeit (Eingest‰ndnis, Entf¸hrungen begangen zu haben, gebrochene Versprechen bez¸glich Atomwaffen, Verschiffung von Waffen an Orte, wo wir das nicht dulden, und sich dabei erwischen lassen, Unterzeichnung von Vereinbarungen mit Japan, die den Beginn einer neuen ƒra zu signalisieren scheinen, die Ausrufung einer neuen Wirtschaftszone an der Grenze zu China) l‰sst vermuten, dass das Land Krisen provozieren will (wie ein Psychatrie-Patient). Wir leben in der Furcht vor Kims Gˆtterd‰mmerungs-Szenario (er ist durchgeknallt). Bevˆlkerung heruntergekommen ñ wieviel mehr kann sie aushalten? Vielleicht, nach Irak, der n‰chste Fall.
16. Indonesien. ‹bliche ƒngste vor einem Zerfall und der Ñweltgrˆflten muslimischen Bevˆlkerungì. Opfer der wirtschaftlichen Krise in Asien (es wurde regelrecht aus dem Rennen geworfen). Wie wir herausgefunden haben: Tummelplatz f¸r Terrornetzwerke.
Neue/Anschluss suchende Mitglieder des Kerns, die im kommenden Jahr verloren gehen kˆnnten
17. China. Viele Wettk‰mpfe mit sich selbst ausgetragen, um die Zahl der unprofitablen staatlichen Unternehmen zu reduzieren, ohne allzu grofle Arbeitslosigkeit auszulˆsen, zudem Probleme mit wachsendem Energiebedarf und einhergehender Umweltverschmutzung, schliefllich Rentenkrise aufgrund immer ‰lter werdender Bevˆlkerung. Neue Generation von F¸hrern steht im Verdacht, phantasielose Technokraten zu sein ñ grofle Frage, ob sie ihrer Aufgabe gewachsen sind. F¸hrt keines dieser Groflprobleme zu internationaler Instabilit‰t, bleibt stets die Sorge, dafl die Kommunistische Partei nicht einfach so von der Bildfl‰che ververschwindet, indem sie mehr politische Freiheiten gew‰hrt, und dass der Punkt kommen kˆnnte, wo den Massen die ˆkonomische Freiheit nicht mehr reicht. Die KPCh ist ziemlich korrupt und ein Parasit des Landes, aber sie hat in Peking nach wie vor das Sagen. Armee scheint sich mehr und mehr von Gesellschaft und Realit‰t zu entfernen, konzentriert sich kurzsichtigerweise zunehmend darauf, in den Vereinigten Staaten eine Bedrohung zu sehen, weil die ihrer Bedrohung Taiwans entgegenstehen, Taiwan, welches der einzig verbleibende Z¸ndfunke sein kˆnnte. Und dann gibt es da AIDS.
18. Russland. Putin hat langen Weg vor sich in seiner Diktatur des Rechts; Mafia und R‰uberbarone verf¸gen nach wie vor ¸ber zuviel Macht. Tschetschenien und das Nahe Ausland im Allgemeinen werden Moskau Zuflucht zur Gewalt suchen lassen, aber die wird sich im groflen und ganzen auf die Fˆderation beschr‰nken. Dass USA F¸hler nach Zentralasien ausstrecken, kˆnnte Testfall werden ñ eine Beziehung, die verderben kann, wenn sie nicht von vornherein richtig gehandhabt wird. Russland hat zu viele interne Probleme (Finanzschw‰che, Umweltzerstˆrung usw.) und ist zu sehr von Energieexporten abh‰ngig, um sich sicher f¸hlen zu kˆnnen (bedeutet die R¸ckkehr des Irak ins Gesch‰ft das Ende dieser goldenen Gans?). Und dann gibt es da AIDS.
19. Indien. An erster Stelle steht immer die Gefahr des Atomkrieges mit Pakistan. Eine Stufe tiefer wird es durch Kaschmir in einen Streit mit Pakistan gezogen, wobei jetzt auch die Vereinigten Staaten in einem Mafle betroffen sind, wie niemals vor dem Antiterrorkrieg. Indien ist Mikrokosmos der Globalisierung: High Tech, extreme Armut, Inseln der Entwicklung, Spannungen zwischen Kulturen/Zivilisationen/Religionen etc. Es ist zu grofl, um erfolgreich zu sein, und zu grofl, um zu scheitern. Will bedeutender, verantwortlicher Milit‰rfaktor in Region sein, starker Freund der Vereinigten Staaten, und sucht verweifelt, mit China in Sachen Entwicklung gleichzuziehen (der selbstverordnete Erfolgsdruck ist enorm). Und dann gibt es da AIDS.
* Handicapping the Gap nennt Thomas Barnett die nachstehende Liste potentieller Krisen- und Interventionsschaupl‰tze oder, in seinen Worten, ÑMeine Liste der f¸r die Welt bedeutsamen Konflikte in den 1990ern, heute und morgen, beginnend in unserem eigenen Hinterhof". ñInteressant klingt in diesem Zusammenhand der folgende Auszug aus einem ZDF-Interview mit Colin Power anl‰sslich seines Blitzbesuchs bei der NATO in Br¸ssel am 3. April diesen Jahres. Gefragt, ob nach den strengen Verwarnungen Syriens und des Iran durch Verteidigungsminister Rumsfeld diese beiden L‰nder ÑNein, es gibt keine Liste. In Europa ist die Vorstellung verbreitet, es g‰be da so eine Liste von Feinden, bei denen wir in einer festgelegten Reihenfolge ñ einer nach dem anderen ñ einmarschieren w¸rden. Das ist nicht so. Der Pr‰sident hat deutlich gemacht, dass er ¸ber vielerlei Mˆglichkeiten verf¸gt, mit Regimes fertig zu werden, die, wie wir meinen, internationale Standards nicht einhalten. Manchmal sind politische Maflnahmen angemessen, manchmal wirtschaftliche, manchmal der Einsatz unserer Aufkl‰rungsmittel. Und manchmal ist der Einsatz milit‰rischer Gewalt angebracht. Aber wir halten nicht etwa Ausschau nach Kriegen, in die wir ziehen kˆnnten." (Eigene ‹bersetzung nach dem vom US-Auflenministerium am 4.4.2003 verˆffentlichten Wortlaut) ñ D. Red.
COMMENTARY: Whatís most interesting is the sidebar commentary by the Editors, especially about the infamous ìListeî! It has amazed me how much of a controversial figure I have become in Germany solely on the basis of that one article. They completely lump me in with the ìNeokonservatismusî movement in the U.S., and Iím just Kraut enough to get upzet!